Mestne prisege

Zusammenfassung: Städtische Eide in slowenischer Sprache bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts

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Slowenisch ist eine der europäischen Sprachen, die bis zum 19. Jahrhundert nur sehr selten in der schriftlichen Form verwendet wurde, in der amtlichen und geschäftlichen Kommunikation sogar nur in Ausnahmefällen. Aus dem Zeitraum vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts sind daher nur etwa 400 slowenische Niederschriften bekannt, lässt man die gedruckten mehrsprachigen Bekanntmachungen, die erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Erscheinung treten, außer Acht. Es gibt nur wenige gänzlich in Slowenisch verfasste Originaldokumente, zahlreiche Gattungen slowenischer Texte treten lediglich vereinzelt auf, bei den meisten davon handelt es sich um für mündlichen Gebrauch bestimmte Eide, meistens Gerichtseide.

Gegenstand der vorliegenden Monografie ist erstmals der gesamte Bestand der slowenischen Eide eines bestimmten Typs von Verfassern. Sie umfasst bereits veröffentlichte, noch unveröffentlichte und neu entdeckte Eidestexte, die bis zum Ende des ersten Jahrzehntes des 19. Jahrhunderts innerhalb slowenischer Stadtverwaltungen entstanden sind. Hinsichtlich der Herkunft der hier behandelten Texte kommt es allerdings zu einem Ungleichgewicht: Mehr als die Hälfte der Texte (20) stammt aus Ljubljana, gefolgt von den Städten Novo mesto (5 Texte), Kranj (4), Ormož (3), Metlika (2) sowie Višnja Gora und wahrscheinlich Kamnik mit jeweils einem Text. Die meisten Eidestexte sind also im damaligen Herzogtum Krain entstanden, in fünf oder sechs der insgesamt dreizehn Krainer Städten. Die slowenische Steiermark mit insgesamt sieben Städten ist lediglich durch die Stadt Ormož vertreten, keine Texte liegen dagegen von Städten der übrigen, kleineren slowenischen Länder und Provinzen vor, wo es sieben weitere Städte zu verzeichnen gab; vier ausgesprochen romanisch geprägte Küstenstädte befanden sich am Rand des damaligen slowenischen ethnischen Raums.

Der gewählte zeitliche Rahmen bis zum ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts verdankt sich der Feststellung, dass zahlreiche Texte relativ spät entstanden sind, nämlich erst am Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert, wodurch sich allerdings der Bestand an Eidestexten und Städten, in denen erhaltene slowenische Dokumente vorkommen, erhöht hat. Die Abhandlung umfasst alle slowenischen Amtstexte, die neben dem zeitlichen Kriterium noch zwei weitere erfüllen: Es muss sich erstens um einen Eidestext handeln und zweitens muss er in einer städtischen Behörde entstanden sein. Es gibt insgesamt 34 solcher Texte, wobei die vorliegende Veröffentlichung darüber hinaus noch zwei zusätzliche Texte umfasst, die den angegebenen Kriterien jedoch nicht völlig entsprechen. Beim ersten handelt es sich um einen Gerichtseid, der vermutlich beim Stadtgericht entstanden ist, beim zweiten um eine Eidesformel, die zwar bei der Landesbehörde in Ljubljana konzipiert und verwendet wurde, zu den Städten jedoch einen unmittelbaren Bezug hat.

Die zeitliche Spanne der behandelten Texte umfasst mindestens zweieinhalb Jahrhunderte, die potentiellen Eckdaten stellen dabei die Jahre 1493 und 1808 dar. Bei den ältesten Texten handelt es sich um vier Texte aus der Stadt Kranj, die vermutlich nicht später als zwischen 1531 und 1558 entstanden sind. Aus dem 17. Jahrhundert, aus der Zeit zwischen 1620 und spätestens 1656, stammen die ersten zwölf Texte der Sammlung von Eidesformeln der Stadt Ljubljana und vom Ende des Jahrhunderts wahrscheinlich auch der älteste Eid aus Ormož. Die meisten Eidestexte datieren aus dem 18. Jahrhundert, was mit Sicherheit für vierzehn Texte gilt, mit Einschränkungen für zwei aus der Zeit der beiden Jahrhundertwenden. Beide Jahrhunderthälften sind hierbei ziemlich gleichmäßig repräsentiert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind vier, höchstens fünf Texte entstanden, von denen drei datiert sind.

Die Textgattung ließe eine Einteilung der hier behandelten städtischen Eide in mehrere Gruppen und Untergruppen zu, doch der Einfachheit halber werden sie hier lediglich in zwei grundlegende Gattungen aufgeteilt: in Dienst- und Gerichtseide. 29 Eide bzw. 80% sind Diensteide, wobei es sich in der Regel um Eidesformeln zum wiederholten Gebrauch handelt und nur in Ausnahmefällen um eine einmalige Eintragung eines Eidestextes. Im Hinblick auf den Vereidigten trifft man in dieser Gruppe auf fünfzehn unterschiedliche Arten von Eiden, die jeweils von einem bis zu sechs Texten repräsentiert werden: In den meisten Fällen handelt es sich um Bürgereide – sechs aus vier Städten –, gefolgt von Eiden von Forstknechten und Amtsmännern. Die übrigen sieben Eide bzw. weniger als 20% aller Eide sind Gerichtseide, drei davon sind Eidesformeln (einschließlich zweier Rechtsbelehrungen für Vereidigte) und vier Eintragungen aus der gerichtlichen Praxis.

Ziel und Methode der Abhandlung

Die vorrangige Absicht der Monografie ist es, die Texte in drei Formen zu präsentieren: als Faksimile, als diplomatische und als kritische Abschrift, und sie, versehen mit entsprechenden Kommentaren, weiterführenden Forschungen zur Verfügung zu stellen. Hierbei konzentriert sie sich auf den historischen Gesichtspunkt: auf Entstehungsumstände und -zeit der Eide, ihre bisherige Betrachtungsweise, ihren Inhalt, ihre Bedeutung im gesellschaftlichen Kontext und ihre sonstige Bedeutung. Da ich kein Sprachwissenschaftler bin, werden sprachliche und orthographische Besonderheiten lediglich am Rande berührt, eingehender werde ich mich allerdings dem Wortschatz widmen.

Als besonders arbeitsintensiv und anspruchsvoll erwies sich die Erforschung der Entstehungszeit und der jeweiligen Entstehungsumstände der einzelnen Texte. Von insgesamt 36 Eiden sind nämlich nur fünf datiert, davon vier vom Ende des 18. Jahrhunderts und dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Die bisherigen Versuche einer zeitlichen Einordnung der übrigen Texte blieben bislang unvollständig. Der Vergleich von kodikologischen und inhaltlichen Charakteristika mit Referenzquellen städtischer Provenienz erbrachte schließlich eine Reihe neuer Forschungsergebnisse, die für spätere sprachliche und inhaltliche Analysen sehr hilfreich sein können. Im Vergleich zu bisherigen (Rahmen-) datierungen, konnte die wahrscheinliche Entstehungszeit der Texte präziser bestimmt werden. Darüber hinaus konnten die Verfasser der meisten im Original erhaltenen Texte zum größten Teil identifiziert und biographisch erfasst werden.

Die Eidestexte sind je nach Entstehungsort in acht Kapitel aufgeteilt, die einen Korpus bis zu 17 Texten umfassen. Das erste Kapitel mit der Überschrift »Kranjska mesta« (Die Städte des Herzogtums Krain) behandelt ein gemeinschaftliches Eidesformular für Stadtrichter, das bei der Staatsbehörde in Ljubljana konzipiert wurde, die anderen Kapitel folgen in alphabetischer Reihenfolge der Städte (für Ljubljana gibt es zwei Kapitel). Jedes Kapitel ist folgendermaßen aufgeteilt: 1) Textgattung, 2) diplomatische und kritische Abschrift, 3) heutiger und ehemaliger Aufbewahrungsort, 4) bisherige Veröffentlichungen und Erörterungen, 5) formale Charakteristika, 6) Entstehungsumstände und –zeit, 7) Inhalt, 8) orthographische und sprachliche Charakteristika, 9) Bedeutung und Rolle im gesellschaftlichen Kontext und 10) Literatur.

Die Veröffentlichung der Texte erfolgt in jedem Kapitel unter Nummer 2. Alle Texte, ausgenommen sieben, deren Originale vermisst werden bzw. verloren gegangen sind, werden in drei Ausführungen präsentiert: als Faksimile, als diplomatische und als kritische Abschrift.

Schlussfolgerungen

Die geographische Aufteilung der städtischen Eidestexte ist nicht zufällig. Alle Texte, außer derjenigen aus Ljubljana, stammen aus Städten, die in der untersuchten Epoche ausgesprochen slowenischsprachig waren, obwohl einige der Stadtarchive nur fragmentarisch erhalten sind. Nicht überraschend ist die Tatsache, dass eine slowenische amtliche Niederschrift weder aus den zweisprachigen slowenisch-deutschen Städten noch aus den überwiegend deutschsprachigen Städten bekannt ist. Die meisten Texte sind verständlicherweise in Krain entstanden, wo die meisten Städte – außer Kočevje und Ljubljana – ausgesprochen slowenischsprachig waren.

Von der gesellschaftlichen Stellung des Slowenischen in den einzelnen Städten zeugen die Diensteide, die fast vier Fünftel aller städtischen Eidestexte ausmachen. In Ljubljana, der größten slowenischen Stadt, die gleichzeitig zweisprachig, nämlich slowenisch-deutsch war, mussten die höheren Amtsträger spätestens im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts des Deutschen mächtig sein. In den überwiegend slowenischen Städten hatte das Slowenische bis zum 18. Jahrhundert eine wichtigere Rolle, bis es dann bei mündlichen Amtshandlungen und beim Vereidigen vom Deutschen allmählich verdrängt wurde.

Interessant ist die Feststellung, dass so wenige Eidestexte – nur sechs oder sieben Eidestexte –, die bei den Stadtgerichten entstanden waren, erhalten geblieben sind. Davon gehören lediglich vier, die später entstanden sind, in den Bereich der Gerichtspraxis. Der früheste, der vermutlich nicht einmal städtischen Ursprungs ist, stammt aus dem Jahr 1735, der älteste bestätigte städtische Eidestext wurde erst um das Jahr 1780 aufgezeichnet. Hinsichtlich der Tatsache, dass aus der Zeit vor 1800 etwa 290 Gerichtseide von Untertanen bekannt sind, ist die Summe von städtischen Eidestexten zwar eher spärlich, gleichzeitig allerdings jedoch repräsentativ, besonders wenn das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Untertanen und Bürgern in Betracht gezogen wird.

Aus sprachlicher Sicht ist zu betonen, dass der primäre Zweck der Eidestexte ihre Verständlichkeit im jeweiligen sozialen Umfeld war. Daher versuchten die Verfasser das eigene Idiom dem lokalen Sprachgebrauch anzugleichen, woraus sich eine Schriftsprache entwickelte, die u.U. Züge unterschiedlicher Mundarten enthielt. Den Eidesformeln ist in Struktur, Satzbau und Lexik anzumerken, dass es sich entweder um wörtliche Übersetzungen von deutschen Vorlagen handelt oder aber sie diesen nachgebildet wurden. Auch die Gerichtseide, die ursprünglichsten unter den behandelten Texten, können einen starken Einfluss des Amtsdeutschen nicht verhehlen. Besonders wertvoll ist der politische, juristische und verwaltungstechnische Wortschatz, der, ungeachtet des Entstehungsortes, merkliche gemeinsame Züge aufweist und davon zeugt, dass sich bestimmte Fachausdrücke im zentralslowenischen Raum als allgemein anerkannter Wortschatz durchgesetzt hatten. Deutlich abzugrenzen wären hiervon drei Eidestexte aus der an der kroatischen Grenze liegenden steirischen Stadt Ormož. Die beiden älteren dortigen Texte sind fast ausschließlich kajkavisch geschrieben (in der damaligen Schriftsprache des nordwestlichen Kroatiens mit Zagreb als Zentrum), wogegen die Sprache des später datierten Textes mehr Elemente des slowenischen oststeirischen Dialektes aufweist. Die Texte aus der Stadt Ormož bilden eine Einheit für sich, da sie auch hinsichtlich Rechtschreibung und Alphabet eher dem Kajkavischen verwandt sind. Dagegen zeugen allerdings die Eidestexte aus dem heutigen Mittelslowenien von einer stetigen Entwicklung des mittelslowenischen Schrifttums. Vier der frühesten Texte, die sog. Krainer Handschrift bzw. Kranjski rokopis (KRA-1-4), gehören noch in die Zeit vor der Erscheinung der ersten slowenischen Bücher (1550), die Texte aus Ljubljana aus dem 17. Jahrhundert (LJU-1-12) folgen, wenn auch nicht konsequent, der protestantischen und früheren katholischen Rechtschreibungstradition, bei den Texten aus dem 18. und dem Beginn des 19. Jahrhunderts, besonders bei den jüngeren (NME-1-5 und VGO-1), ist die Abweichung von der zeitgenössischen Schriftnorm größer.

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Boris Golec. Datum: 2011-05-31
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